Halloween, mal ganz ehrlich – brauchen wir das wirklich? In doch eher düsteren und gruseligen Zeiten ist dieser eingeschleppte Brauch so notwendig wie Gewürzbier für bayrische Reinheitsgebots-Fanatiker. Da gefällt mir eine andere US-Tradition, die dieser Tage groß gefeiert wird, deutlich besser. Pumpkin Ales! Der Punsch für Biertrinker, das Gemüse für vernarrte Fleischfresser, der heilige Gral für Atheisten.
Pumpkin Ale und American Football
„Wenn die Tage kürzer werden, beginnt die Zeit der dunklen und schweren Biere“, so versuchen viele ihre Stouts, Porter und Barley Wines an den Craftbeer-Freak zu bringen. Und das bloggende Internet verteilt diese Einstellung wie eine alte kaputte Gieskanne. Leute, ein geniales Imperial Stout ist im Sommer genauso geil wie im Winter. Und nur weil es früher finster ist, trinkt niemand gleich zwei Halbe davon. Persönlich finde ich einen 12-Prozenter nach Sonnenuntergang an einem heißen Sommertag genauso gut wie im Winter vorm Kamin, den ich eh nicht habe. Nur soviel zum Thema Klischee.
Worauf ich allerdings tatsächlich gerne warte, sind Pumpkin Ales rund um Halloween und dazu gemütliche Football-Abende vorm TV. It’s a perfekt match!
Malzmangel sei Dank
Logisch, kann man Pumpkin Ales das ganze Jahr lang trinken, sofern man sie irgendwo ergattern kann, oder sie sich aufspart. Aber traditionell wurden Pumpkin Ales bereits im 18. Jahrhundert in Amerika im Spätsommer zur Kürbisernte eingebraut. Nicht weil man die Biernerds befriedigen wollte, sondern weil das Malz knapp wurde. Da auch der Kürbis Stärke mitbringt, hat man ihn ganz einfach mitgemaischt. Denn so ganz unter uns: Richtig viel Geschmack bringt der Kürbis selbst ja nicht mit. Zumindest bleibt relativ wenig davon übrig. Mehr Einfluss auf das fertige Bier haben die benutzten Gewürze. Gängig sind Ingwer, Piment, Kardamom, Zimt, … . Quasi ein flüssiger Lebkuchen, der bereits Vorfreude auf Weihnachten macht. Die richtige Dosis und der Zeitpunkt der Zugabe im Brauvorgang sind hierbei die große Kunst. Zu lange mitgekocht und das Aroma wird zu intensiv, der Geschmack zu bitter, kratzig oder scharf. Zu kurz oder zu wenig davon und man hat ein langweiliges Brown Ale produziert. Die meist rötliche bis orange Farbe rundet das Gesamtkunstwerk ab.
Craftbeer-Bewegung sei Dank
Zum Glück haben auch einige wenige Craftbrewer in Deutschland diesen Bierstil für sich entdeckt. In diesem Fall konnte ich den Collab-Sud von Hertl und Sudden Death Brewing ergattern. Viel größer ist dieser Bierstil allerdings in den USA, wo er fast als Prestige-Sud gilt. Es kommt also doch noch Positives aus Trump-Land. Bei uns in Österreich findet man auch gelegentlich Kürbis Biere, die dann aber meist mit den Kürbiskernen gebraut werden. Ein prominenter Vertreter dafür wäre etwa das Kürbisbier der Rieder Brauerei.
Eine Verkostungsnotiz gibt es ausnahmsweise mal keine, da ich mich ein wenig in den beiden Bieren verloren hab und sie in Ruhe genießen wollte. Bin halt doch mehr Biertrinker als Blogger – sofern ich das überhaupt bin. Eher nicht. Der Vollständigkeit halber aber zumindest noch einige Facts zu den beiden Pumpkin Ales.
BierOK Bierempfehlung #4
Verkostet von: Oli
2 Pumpkin Ales
Drunkin Pumpkin
Hertl Braumanufaktur x Sudden Death Brewing
5,4% Alkohol
Paranormal Imperial Pumpkin Ale
Flying Monkeys
10% Alkohol
Noch ein Tipp zum Abschluss: Überrascht mal eure Gäste mit einem feinen Zimtrand um die Biergläser á la Margerita. Als Foodpairing eignet sich Milch- aber auch dunkle Schokolade meist sehr gut. Die Kombination erinnert an Schokolade-überzogenen Lebkuchen. Apropos: Lebkuchen alleine funktioniert theoretisch auch, ist aber doch ein wenig plump von der Idee her und meistens wird die Speise im Mund durch das Bier sehr matschig. Das führt zu keinem angenehmen Mundgefühl und wirkt eher negativ. Aber seid kreativ und findet eure Lieblings-Kombination.
Zum Abschluss noch ein Musiktipp:The Cramps – Goo Goo Muck